Umfang: 440 Seiten, 25.8 x 30.8 cm, fester Einband Verlag: Dorling Kindersley, Oktober 2020 ISBN: 978-3-8310-4030-8 Preis: 49.95 Euro

Klar, Kinder lieben Dinos! Deshalb richten sich scheinbar die meisten Sachbücher zu Sauriern an jene junge Zielgruppe. Diese Titel sind jedoch alle Compsognathidae, wenn wir Umfang und Inhalt in Dinosauriern messen wollen. Ein Compsognathus erreichte gerade mal die Größe eines Truthahns und die beiden bisher entdeckten Fossilien aus Frankreich und Süddeutschland belegen eine Körperlänge von etwa einem Meter.
Dinosaurier und andere Lebewesen der Urzeit richtet sich an Erwachsene und ist im Vergleich ein Brachiosaurus. Nein, keine Sorge, die 23 Meter jenes Pflanzenfressers erreicht diese Enzyklopädie nicht. Einen Compsognathus würde sie jedoch locker umhauen, wenn ihm ihre 2.5 Kilogramm auf den Kopf fielen.
Braun mit Goldschrift ist der hochwertige Einband – wie ein alter Diercke-Atlas – und leicht geriffelt, als streiche man über glatte und weiche Dinohaut. Gülden und mächtig prangt auf dem Cover der Schädel meines dreihörnigen Lieblingsdinos, dem Triceratops. Beim Aufschlagen des opulenten Bands summt man innerlich direkt John Williams’ „Jurassic Park“-Thema.

Beginnend mit der Entstehung der Erde bis zum quartären Menschen ganz am Ende der über 400 Seiten hat die Leserin mit Dinosaurier und andere Lebewesen der Urzeit ein ganzes Naturkundemuseum in der Hand – angefüllt mit über 2200 Farbfotografien, Grafiken und Texten von rund 30 Wissenschaftlern und Experten.
Das prachtvolle Werk aus dem Verlag Dorling Kindersley wird in der jüngst erschienen deutschen Übersetzung mit einem Vorwort des Generaldirektors der Senckenberg-Gesellschaft für Naturforschung Prof. Dr. Dr. h.c. Volker Mosbrugger eingeleitet.
Es besteht aus zwei Hauptsektionen. Die ersten 50 Seiten widmen sich der frühen Erde. Hier regiert die Geologie: Entstehung der Erde, Plattentektonik und Klimaänderungen. Welche Ereignisse und Prozesse ermöglichten die Entwicklung von Leben? Die Sektion beschreibt überdies, wie Fossilien entstehen, wichtige Fundstellen und die geologische Zeitskala.

Die zweite und mit rund 400 Seiten umfangreiche Sektion trägt den Titel „Leben auf der Erde“. Sie reicht von Trilobiten und Baumfarnen bis zu Sauriern und Hominiden – aufgeteilt in 14 Kapitel bzw. Perioden:
- Archaikum
- Proterozoikum
- Kambrium
- Ordovizium
- Silur
- Devon
- Karbon
- Perm
- Trias
- Jura
- Kreide
- Paläogen
- Neogen
- Quartär
Manche Kapitel umfassen nur wenige Seiten wie z.B. das Archaikum, während wiederum Jura oder Kreidezeit sehr umfangreich ausfallen. Jedes Kapitel ist gleich aufgebaut mit einem Überblick der Periode mit Informationen zum Klima und zur Tektonik sowie einer Zeitleiste der Lebensformen. Die längeren Kapitel sind nochmals untergliedert in die Abschnitte Pflanzen, Wirbellose und Wirbeltiere, die jeweils einen Katalog der Spezies enthält.

Angereichert sind die Seiten durchweg mit Informationen zu Fundstellen der jeweiligen Dinosaurier, ihrer Anatomie sowie kurzen Biografien bedeutender Paläontologen. Unsere menschlichen Vorfahren tauchen erst auf den letzten Seiten auf, bevor ein mehrseitiges Glossar und ein gut strukturiertes und nützliches Register den Band abschließt.
Wer eine wissenschaftlich fundierte Enzyklopädie der Urzeit und vor allem ihrer Lebewesen sucht, der greife zu diesem Prachtband.
Beim Schmökern gedanklich Ihren eigenen Dino-Zoo ausgestattet hat Sonja.
Ein abschließender Lesetipp aus dem gleichen Verlag, quasi als Fortsetzung:
