Originaltitel: Anatomica – The Exquisite and Unsettling Art of Human Anatomy Autorin: Joanna Ebenstein Verlag: Laurence King Verlag, September 2020 Umfang: 272 Seiten, 20.4 x 26.3 cm, Hardcover ISBN: 978-3-96244-149-4 Preis: 30 Euro

Alle Beschäftigungen und Talente der US-Amerikanerin Joanna Ebenstein (* 1971, Website) hier aufzuzählen, würde diesen Blog sprengen. Deshalb in aller Kürze: Sie ist Wissenschaftlerin, Künstlerin, Bloggerin, Schriftstellerin, Fotografin, Produzentin, Designerin …
Und sie hat gerade – in Kooperation mit der medizinischen Illustratorin Marie Dauenheimer – einen fantastischen Bildband namens ars anatomica im Laurence King Verlag veröffentlicht, der erstaunliche, schräge und manchmal auch irgendwie beängstigende Kunstwerke aus fünf Jahrhunderten menschlicher Körperdarstellung enthält.

Blättern wir dieses außergewöhnliche Anatomiebuch einfach mal durch: In der Einleitung geht die Autorin kurz auf die historischen Sitten und Begebenheiten ein. Es folgt eine vierseitige Zeitleiste, die die Fortschritte in Medizin, Anatomie und Kunst der einzelnen Epochen von etwa 2600 v.Chr. bis zum Ende des 20. Jahrhunderts grafisch auflistet.

Der Großteil des Bildbandes wurde in folgende Hauptkapitel gegliedert:
- Der Körper als Ganzes
Wir finden hier gehäutete Figuren (écorché), Darstellungen der Muskulatur, des Skeletts sowie diverser Kreisläufe. Im 14. Jahrhundert glaubte man beispielsweise, dass die Körperteile sowie die vier Körpersäfte – schwarze Galle, gelbe Galle, Blut und Schleim – von astrologischen Zeichen beeinträchtigt würden… - Der Blick ins Innere: der sezierte Körper
Da man weder Röntgen- noch MRT-Geräte hatte, waren Skalpell und Säge die Werkzeuge erste Wahl, wollte man die inneren Geheimnisse erforschen und verstehen. Als Anschauungsmaterial dienten Leichen aus legalen und alternativen Quellen. - Fortpflanzung
Die Darstellungen gewisser Körperregionen unterlag immer wieder der Zensur, zudem war die Wissenschaft sehr lange der Meinung, dass die männliche Anatomie die Norm und Frauen nur unvollkommen wären… - Obere Körperhälfte
Wir finden hier beeindruckende Darstellungen von Schädel, Torso und den oberen Gliedmaßen - Untere Körperhälfte
Beine und Füße sind Gegenstand des letzten Kapitels. Außerdem Teile der Anatomie, die als beschämend galten: Genitalien und Stoffwechselsysteme.
Eine Literaturliste (Bücher, Artikel, Sammlungen und Onlinequellen) lädt zum erweiterten Stöbern ein, das Register ermöglicht die gezielte Suche im Buch.

ars anatomica ist eine beeindruckende Zusammenstellung historischer Bilder über den menschlichen Körper. Die Sammlung zeigt kunstvolle Zeichnungen, Gemälde und Drucke aus fünf Jahrhunderten medizinischer Forschung und ist für Profis und Laien gleichermaßen interessant und spannnend.
Schnelle Einblicke in die englische Ausgabe erhalten Sie in diesem facebook-Video und dieser Vorschau beim Morbid Anatomy Museum.