Autor: Nicola Bardola Verlag: Edition Olms, April 2020 Umfang: 288 Seiten, gebunden, Format 15.5 × 23cm ISBN: 978-3-283-01295-3 Preis: € (D): 25,–, € (A): 25,70, sFr.: 32.50 – Ein Beitrag von Julian Dax:

Während es über die anderen drei Beatles jede Menge Bücher gibt, mutet das Angebot an Publikationen über Richard Starkey sehr überschaubar an, obwohl ihn niemand anderes als John Lennon persönlich einmal als „the heart of the Beatles“ bezeichnet hat. Doch darunter scheint der musikalisch immer noch aktive, dieses Jahr seinen 80sten Geburtstag feiernde, Schlagzeuger und Sänger nicht zu leiden: So lautet z.B. seine Standard-Antwort, warum er bisher noch keine Autobiographie verfasst habe, folgendermaßen: „Die Verleger wollen nur wissen, was während der Zeit mit den Beatles passierte. Aber das interessiert mich nicht. Ich kam auf die Welt und hatte ein gutes Leben. Ende der Geschichte.“
Das Buch ist in drei große Teile gegliedert, folgt jedoch keinem strengen chronologischen Aufbau; TEIL EINS ist gegliedert in die Kapitel „Wendepunkte von 1970 bis 2000“, „Ringos zwanzig Soloalben, Singles und Greatest Hits von 1970 bis 2020“ sowie „Schlaglichter von 1970 bis 2020“. Die Kapitel von TEIL ZWEI lauten „Wendepunkte von den Anfängen bis 1969“, „Ringos Drums und Songs von den Anfängen bis 1969“ und „Schlaglichter von den Anfängen bis 1969“. TEIL DREI schließlich widmet sich in dem Kapitel „Ringo als Schauspieler, Filmemacher und Fotograf“ mit eben diesen Tätigkeiten des vielseitigen Schlagzeugers. Im abschließenden Anhang findet man dann noch eine üppig illustrierte Diskographie, Filmographie und Bibliographie.

Über den Verzicht einer chronologischen Aufteilung kann man lediglich Mutmaßungen anstellen; so erfährt man bereits zu Beginn von Ringos massiven Alkoholproblemen, die er mit seiner zweiten Frau, der Schauspielerin Barbara Bach. teilt sowie deren gemeinsamer und bis heute erfolgreicher Bewältigung. Und vermutlich soll dieser spektakuläre Einstieg das Interesse an dem „unbekanntesten“ Beatle noch zusätzlich wecken, auch wenn Ringos Leben eigentlich von Anfang an alles andere als langweilig verläuft, wie man im zweiten Teil des Buches erfahren kann.
Als ausgesprochen positiv lässt sich allgemein konstatieren, dass der Autor sich einer äußerst nüchternen und sachlichen Sprache bedient; nichts wird übermäßig aufgebauscht und sensationalisiert, nichts aus Gefälligkeit vertuscht oder verbrämt. Und diese nüchterne Darstellungsweise entspricht wohl am Besten dem Wesen Ringos, den man im Laufe der Lektüre als äußerst zugänglich und erfreulich uneitel kennen lernt, ob als Beatle oder Bandleader seines nach wie vor laufenden Projektes „Ringo Starr And His All-Starr Band“.

Ein Novum bieten die „Schlaglichter“ betitelten Kapitel, denn sie bieten genau das, was sie versprechen; einem zu Beginn stehenden Datum folgen manchmal sehr ausführliche, manchmal nur auf einen Satz beschränkte Fakten aus dem Leben Ringos, sei es nun die Geburt seines dritten Kindes mit Maureen, seiner ersten Frau, die Premiere von Frank Zappas Film „200 Motels“, in dem Ringo eine Rolle hat oder dem Brand von Ringos Villa in Los Angeles.
Vor allem diejenigen, die vielleicht bisher sein Talent als Schlagzeuger nicht genügend gewürdigt haben, erhalten in Nicola Bardolas Biographie immer wieder Beweise für das Gegenteil, wie z.B. folgende Sätze über die Aufnahmen zu „Abbey Road“ belegen: „Ringo erklärt, wie es zum markanten Intro bei `Come Together´ kommt. Paul spielt die Basslinie und John macht sein zischendes ´Shooop´- Geräusch durch die gefalteten Hände hindurch. Zu dritt suchen sie im Studio nach der dazu passenden Rolle des Schlagzeugs. Es ist ein beschwingtes Tüfteln. Und es darf nicht zu lange dauern. Intuitiv beginnt Ringo mit zwei Bass Drum- und gleichzeitig zwei leichten Ridebecken-Schlägen und ergänzt dann seine drei kurzen Wirbel zunächst auf der Hi-Hat, dann schwingt er hinüber auf das Floortom und vollendet auf der TomTom. In diesem Moment ist die Studiomagie wieder da, die Ringo seit ´Revolver´und vor allem bei `Sgt. Pepper´ abhanden gekommen war. ´It comes naturally or it don´t come at all´, erklärt Ringo die Arbeit im Studio. Er ist nicht der Typ, der nächtelang grübelt, wie ein Lied perfektioniert werden kann.“

Ein Kommentar zu „Ringo Starr – Die Biographie“