Autoren: Chris Charlesworth / Mike McInnerney Verlag: Hannibal, Oktober 2019 Umfang: Hardcover mit Schutzumschlag, 22.9 x 22.9 cm, 176 Seiten ISBN: 978-3-85445-673-5 Preis: 25 Euro – Ein Beitrag von Julian Dax:
In seinem Vorwort zum wohl ultimativen Werk zur legendären Rockoper schreibt Pete Townshend persönlich: „Mikes Beitrag zu diesem Buch ist ein lebendiger und wichtiger Teil der Entstehungsgeschichte von Tommy. Ich witzelte mit ihm, dass der Rest – zusammengetragen von Chris Charlesworth, einem engen Freund, Autor und Publizisten – basierend auf Artikeln, Interviews und kürzlich erschienenen Biografien, in der Zukunft von anderen Autoren als Quelle genommen oder neu interpretiert werde. Und das für die nächsten 200 Jahre oder länger. Ich freue mich sehr darüber, dass diese Textsammlung neue Perspektiven eröffnet. Mit Tommy, aber auch darauf folgenden Who-Projekten, ging ich große Risiken ein. Durch eine Art Wunder startete Tommy durch und Mikes schönes Artwork für das Klappcover war ein wichtiger Beitrag zu diesem Erfolg.“
Und natürlich ziert eben dieses Cover auch Schutzhülle sowie Buchdeckel dieses Prachtbandes. Unterteilt in vier Kapitel und mit zahlreichen Fotos in chronologischer Reihenfolge – das letzte stammt aus dem Jahr 2015 – bietet das Buch nicht nur Who-Fans so ziemlich alles, was man über Tommy und dessen Entstehungsgeschichte wissen muss. Die einzelnen Kapitel tragen die Überschriften „Der Zeitgeist“, „Die Musik“, „Der grafische Stil“ und „Das Vermächtnis“.
So liefert z.B. das erste Kapitel einen ausgezeichneten Überblick über die turbulente gesellschaftspolitische Situation vor allem Großbritanniens in den 60ern, schildert den Beginn der Band, die sich anfangs „The Detours“ nannte und stellt auch Meher Baba vor, den Pete Townshend als spirituellen Leiter betrachtete. Darüber hinaus erfährt man auch etwas über die weltweite Situation jener unruhigen Zeit.
Das Kapitel „Die Musik“ enthält eine ganze Menge interessanter Details über die Enstehungsgeschichte dieser angeblich ersten „Rock-Oper“, wobei die Autoren im letzten Kapitel diese immer noch falsche Einordnung richtigzustellen versuchen, indem sie auf Tommys Vorläufer zu sprechen kommen. Neben Platten wie „Days Of Future Passed“ von den Moody Blues oder „The Village Green Preservation Society“ von den Kinks, die beide ebenfalls eine zusammenhängende Geschichte erzählen und vor Tommy erschienen, ist es vor allem „S.F. Sorrow“ von den Pretty Things, die tragisch gefloppte LP, die hier als auch inhaltlich eng verwandter Vorläufer Erwähnung findet.
Und da einer der beiden Autoren Grafiker und Designer des damals revolutionären, dreifach ausklappbaren Plattencovers von Tommy ist, spielt natürlich auch „Der grafische Stil“ (Kapitel 3) eine bedeutende Rolle. Darin geht es keineswegs nur um das Cover, sondern um die große Rolle, die Mode, Zeitgeist sowie das sich stetig wandelnde Image der Band spielten und spielen.
Auch wenn im letzten Kapitel auf diverse Tommy-Projekte eingegangen wird (Verfilmung, Ballett, Coverversionen einzelner Songs) fehlt leider so etwas wie ein übersichtlicher Index hierzu. Dennoch kann man dieses Buch als Ergänzung über eine ungeheuer wichtige Epoche der Musik des 20. Jahrhunderts nur empfehlen, sowohl Neueinsteigern als auch Kennern der Materie.