Autor/innen: Linda McCartney, Annie Leibovitz, Martin Harrison, Alison Castle Verlag: TASCHEN, August 2019 Umfang: Hardcover, 22,4 x 31,6 cm, 280 Seiten ISBN: 978-3-8365-5558-6 Preis: 30 Euro – Ein Beitrag von Julian Dax
Ausgerechnet Mick Jagger war es, der einst spottete, er würde seine Frau nicht in seiner Band mitspielen lassen, als Paul McCartney Wings mit seiner Gattin Linda an den Keyboards ins Leben rief. Ausgerechnet deswegen, weil es die Rolling Stones waren, denen Linda Eastman einen gewaltigen Karriereschub zu verdanken hatte. Zwar hatte sie sich bereits einen gewissen Namen als Fotografin gemacht, doch erst ihre Bilder einer Promotionkampagne für die Stones in New York im Jahre 1966 wirkten als eine Art Türöffner, und bereits zwei Jahre später war sie die erste Frau, deren Porträt von Eric Clapton das Cover des Rolling Stone zierte. Da war sie bereits ein fester Bestandteil der Rockwelt mit ihren Aufnahmen von praktisch allen Musikern, die seinerzeit Rang und Namen hatten. 1967 flog sie nach London, lernte Paul McCartney kennen und verliebte sich in ihn. Und da diese Liebe sozusagen auf fruchtbaren Boden fiel, heirateten sie am 12. März 1969. Und für die nächsten 30 Jahre – bis zu ihrem viel zu frühen Tod – war sie Mutter, Musikerin, überzeugte Vegetarierin und Kämpferin für Tierrechte. Und natürlich nach wie vor eine renommierte Fotografin.
Bereits vor einigen Jahren erschien Life in Photographs im TASCHEN-Verlag, der diesen wunderbaren großformatigen Bildband nun erneut auf den Markt bringt, diesmal sogar zu einem für jeden erschwinglichen Preis. Darin findet sich eine repräsentative Auswahl aus mehr als 200.000 Aufnahmen, die in chronologischer Reihenfolge von 1966 bis 1997 reichen.
Zeigen ihre ersten Bilder noch in erster Linie Rock-Größen wie Simon & Garfunkel, Janis Joplin, Pete Townshend Jimi Hendrix und natürlich The Beatles, beweist sie in den folgenden Aufnahmen – Familie, Tiere, Landschaften, Alltagssituationen – dass sie stets einen unverstellten Blick auf ihre Objekte richtete. Nichts wirkt gestellt, niemand posiert, und man gewinnt den Eindruck, dass sie einfach nur auf den richtigen Moment gewartet hat, bevor sie den Auslöser betätigte.
Life in Photographs, entstanden in enger Zusammenarbeit mit Paul und zwei ihrer Töchter, Mary und Stella, die auch alle drei ein Vorwort beigetragen haben, trägt seinen Titel wohl zu Recht, sowohl in Bezug auf ihre Gabe, auch ganz einfach erscheinende Motive zu etwas ganz besonderem zu gestalten als auch als unbestechliche Chronistin des Beginns der Rock-Ära; auch wenn Paul McCartney natürlich im positiven Sinne voreingenommen ist, muss man ihm wohl zustimmen, wenn er schreibt: „Wenn ich auf die Frage antworten sollte, wer der wichtigste Fotograf der Rock’n’Roll-Musikszene der 1960er Jahre war, dann fällt mir niemand ein, der diese Szene so umfassend dokumentiert und das Wesentliche besser im Bild festgehalten hätte als Linda.“ Dem ist absolut nichts hinzu zu fügen.