Autoren: Stephen Wilkes, Lyle Rexer Verlag: TASCHEN, Juli 2019 Umfang: Hardcover mit 2 Ausklappseiten, 42 x 33 cm, 260 Seiten ISBN: 978-3-8365-6269-0 Preis: 100 Euro

Wer mehr auf Fotos darstellen möchte, der erstellt sogenannte Panoramafotografien, bei denen er mehrere Bilder aneinanderreiht. Wer dann auch noch den Faktor Zeit in seine Bilder einbaut, heißt Stephen Wilkes und nutzt moderne Digitaltechnik, um atemberaubende Szenarios zu schaffen…
Kurz zur Person: Stephen Wilkes ist Profifotograf und für viele bekannte Verlage tätig. Seine Auszeichnungen sind zahlreich, seine Bilder hängen in berühmten Museen und Ausstellungen.
Er experimentierte bereits früh mit speziellen Aufnahmeformaten und -Geräten, die mehr aus einer Fotografie herauskitzeln sollten.

Aber erst die moderne Digitaltechnik lieferte dann die erwünschten Möglichkeiten, wie wir in der dreisprachigen und sehr informativen Einleitung aus der Feder des berühmten Kurators und Kunstkritikers Lyle Rexer zu lesen bekommen. Sie trägt den vielversprechenden Titel Die ausgedehnte Zeit
Das vereinfachte Prinzip dieser Aufnahmen ist wie folgt: Eine großformatige Digitalkamera mit einem absolut starren Standort schießt einen Tag und Nacht (meist 15 bis 30 Stunden) lang mehr als 1500 Aufnahmen. Die geeignetsten Einzelbilder dieser Serie setzt der Fotograf dann in einem langwierigen Prozess unter Zuhilfename einer Bildbearbeitung zu einem gewaltigen Panoramafoto zusammen.

Und integriert damit quasi die titelgebende Zeitspanne Day to Night mit ins Bild: Auf den Seiten 174 und 175 besuchen wir die italienische Stadt Sienna, wo auf dem mittelalterlichen Hauptplatz das berühmte Pferderennen ausgetragen wird. Wir sehen aber keine Momentaufnahme, sondern quasi das ganze Rennen: Pferde starten und kommen an anderer Stelle gleich am Ziel an, gleichzeit hat die Siegerehrung grade begonnen und woanders schwenkt man große Fahnen auf der Haupttribüne. Und auch das Wetter hat mehr zu bieten: Auf der einen Seite geht die Sonne auf, auf der anderen sehen wir einen sich verdunkelnden Nachmittagshimmel.
Für die Ostermesse im Vatikan musste Stephen Wilkes zwei Jahre auf eine Genehmigung warten, die Zeremonie auf seine Art abzulichten: Untersucht man die Panoramafotogarfie etwas genauer, sieht man Papst Franziskus gleich zehnmal an unterschiedlichen Standorten…

Der gesamte Bildband aus dem Hause TASCHEN ist wie gewohnt vom Allerfeinsten: Er kommt in einer speziellen Umverpackung, die aber im Gegensatz zu anderen Großformaten keinen Tragegriff hat. Hochwertiger Druck auf ebensolchem Papier muss ich nicht gesondert erwähnen.
Öffnet man das schwergewichtige Fotobuch im hier absolut notwendigen Querformat, merkt man sofort, dass der Ausdruck Coffee Table Book ganz neue Dimensionen erreicht: Eine stabile und vor allem breitwandige Unterlage ist bei der Lektüre von Day to Night absolute Pflicht.
Fast alle der Panoramabilder, in denen es unzählige Details zu entdecken gibt, werden auf einer oder zwei Seiten abgebildet. Den Vogel schießen dann die beiden Aufklappseiten ab: So können wir die gesamte Pracht des Grand Canyons oder die Vielfalt des Serengeti National-Park in Tansania auf einer a t e m b e r a u b e n d e n B r e i t e v o n 1 . 6 5 M e t e r n genießen.
Stephen Wilkes: Day to Night ist ein Fotoband der Spitzenklasse. Er bietet 49 faszinierende Panoramaaufnahmen berühmter Orte rund um den Planeten (ohne Deutschland), die das Geschehen während vieler Stunden festhalten.
Hier ein deutsch untertiteltes Video über den Fotografen und seine ungewöhnliche Arbeit: