Autor: Christopher Laverty Verlag: Midas, Zürich, Januar 2018 Umfang: 224 Seiten, Hardcover
ISBN: 978-3-03876-117-4 Preis: 34,90 € – Ein Beitrag unseres Modeexperten Julian Dax:

Nachdem der Midas-Verlag bereits zwei Bildbände veröffentlicht hat, die sich mit dem Thema „Mode im Film“ beschäftigen (Männer mit Stil und Chapeau! Audrey Hepburns Hüte) folgt nun das dritte Buch, in dem die Bedeutung von Mode im Zusammenhang mit Film analysiert wird.
In seinem Vorwort erläutert Autor Christopher Laverty zunächst einmal seine Vorgehensweise bei der Konzeption: „Dieses Buch konzentriert sich einzig auf die Arbeit von Modeschöpfern, die für den Film gearbeitet haben oder – in manchen Fällen auch umgekehrt – zuerst Filmkostüme hergestellt haben und dann in die Modebranche gewechselt sind. Im Prinzip also muss der Designer während seiner Karriere in beiden Bereichen tätig gewesen sein. Damit ist das Feld abgesteckt. Während meiner Recherchen wurde mir klar, dass ein völlig anderes Buch entstünde, schriebe man über den Einfluss des Kinos auf die Mode. Ich wollte mich jedoch voll auf dieses eine Thema konzentrieren.“
Und so präsentiert Fashion & Film auf 224 reich bebilderten Seiten insgesamt 49 Modeschöpfer in alphabetischer Reihenfolge – beginnend mit Agnés B. bis zu Yves Saint-Laurent – und stellt zu jedem auch mehrere Filme vor, in denen man die jeweiligen Kreationen zu sehen bekommt. Die Filme stammen aus allen möglichen Genres und Epochen und als besonders erfreulich kann man den Umstand bezeichnen, dass sich der Autor nicht nur auf bereits sattsam bekannte Werke konzentriert, sondern auch Filme aufgenommen hat, die nicht einmal ausgesprochenen Kennern ein Begriff sind. So finden sich neben den üblichen Verdächtigen („Pulp Fiction“, „Ein Mann für gewisse Stunden“ oder „Frühstück bei Tiffany“) eben auch „Theodora Goes Wild“ oder „Der Todestanz eines Killers“. Auch mit so mancher ebenso interessanten wie auch amüsanten Anekdote am Rande der Entstehung einiger Filme kann der Autor aufwarten. Oder wussten Sie schon, dass das Kostümbudget für „Reservoir Dogs“ lediglich bei 10.000 Dollar lag und Harvey Keitel nur deswegen zu seinem besonders schicken schwarzen Anzug kommen konnte, weil er mit der Designerin Agnés B. persönlich befreundet war?
Letztlich kann man auch den einen oder anderen Film eventuell mit neuen, aufmerksameren Augen betrachten. Als Beispiel werden hierzu Jonathan Demmes Das Schweigen der Lämmer und der Nachfolgefilm Hannibal von Ridley Scott genannt. „Der gefangene Lecter verspottet in „Das Schweigen der Lämmer“ die angehende FBI-Agentin Clarice für ihre „gute Tasche und billigen Schuhe“. Auf der Flucht vor Clarice in „Hannibal“ hinterlässt er einen Karton mit Gucci-Stilettos in ihrem Haus. Damit deutet er an, dass sie nun Frau genug sei, um das Beste zu tragen, und für Lecter, der die europäische Kultur liebt, kann das nur Gucci sein.“
Eines wird nach Durchsicht des großbändigen Werkes jedenfalls sofort deutlich: Während Filme bzw. Darsteller bzw. deren Kleidung immer wieder auch Zuschauer inspiriert und dazu verleitet haben, modisch zu experimentieren, kann man das von den meisten heutigen Filmen eher weniger behaupten. Oder wie viele Menschen in Ihrem Freundes- und Bekanntenkreis kennen Sie, die sich als Thor oder Wonder Woman in der Öffentlichkeit bewegen?