Autoren: Jim Heiman Verlag: TASCHEN, März 2018 Preis: 75 Euro ISBN: 978-3-8365-6076-4
Umfang: Hardcover, Halbleinen, 25 x 27,8 cm, 480 Seiten, im Schuber, mit beigebundenen Faksimile-Magazinausschnitten und eingestanzten Einschusslöchern
Ein Beitrag unseres Kriminologen Julian Dax:

So allmählich gehen einem die Superlative aus, wenn es darum geht, einen neuen prachtvollen Bildband aus dem Taschen-Verlag zu rezensieren. Mit Dark City jedenfalls liegt wieder einmal ein äußerst opulentes und im wahrsten Sinne des Wortes gewichtiges Werk vor.
Nach einer relativ kurzen Einleitung, die man hinten im Buch auch in deutscher und französischer Übersetzung findet und in der Autor Jim Heimann neben einem Abriss der Stadtgeschichte von L.A. auch auf einige der besonders spektakulären Kriminalfälle zu sprechen kommt, denen sich das Buch u.a. widmet, besteht der Rest der ca. 500 Seiten ausschließlich aus Schwarz-Weiß-Fotos mitsamt dreisprachigen Bildunterschriften. Diese Fotos allerdings haben es vielfach in sich, zeigen sie doch ausschließlich die dunkle Seite der Glitzermetropole, d.h. in diesem Fall vor allem Kapitalverbrechen in allen möglichen und unmöglichen Variationen.

In sechs Kapiteln (Down These Mean Streets, Murder & Mayhem, Glamourland, Kooks, Crackpots, & Salvation, Headline Crime, Crime & Corruption) zeigen die überwiegend aus Originalarchiven sowohl diverser Presseorgane als auch der Polizei stammenden Bilder – neben einigen wenigen glamourösen Aufnahmen bekannter Stars und Fotos, an denen man die Entwicklung der Riesenstadt und ihrer Umgebung erkennen kann – vielfach die zum Teil wirklich schrecklich zugerichteten Opfer.

„Die Kehrseite des Paradieses war ein anderes Südkalifornien, ein Land, in dem Drogenringe, Kleinkriminelle, spektakuläre Morde, Liebesdienerinnen, von Kugeln durchsiebte Leichen und eine für ihre Bestechlichkeit berüchtigte Polizei eine Blütezeit erlebten. Es war das andere Los Angeles – eine Stadt, von Korruption und Sünde überflutet.(…) Die Fotos und Geschichten erzählten, dokumentiert in Schwarz-Weiß, von einer versumpfenden Stadt und lieferten den realen Hintergrund für die Fiktionen der Schriftsteller.“

© Cliff Wesselmann, Photo Courtesy of Gregory Paul Williams, BL Press LLC / TASCHEN
Um seine o.a. Behauptung zu unterstreichen, stellt der Autor denn auch in einem Anhang eine ganze Reihe von Romanen und Filmen vor, die für ihn typisch sind für das Los Angeles der 40-er und 50-er Jahre. Dabei reicht die Palette von Double Idemnity über The Big Sleep bis hin zu Chinatown und L.A. Confidential und macht richtig Lust, diese Filme wieder einmal anzuschauen.
Und wenn wir schon beim Stichwort „Anschauen“ sind: fest eingeheftet und somit Bestandteil des Buches sind diverse Nachdrucke seinerzeit äußerst populärer Publikationen mit Titeln wie „True Detective Mysteries“, „Confidential“ oder „Look“, die für 25 Cent die sensationsgeile Leserschaft mit immer neuem Futter versorgte.
Wenn Sie demnach nicht allzu zart besaitet sind – einige Aufnahmen sind wahrhaft verstörend – und zudem Interesse haben an einer etwas anderen Geschichte der Stadt der Engel, dann können Sie mit dem Kauf von Dark City eigentlich nichts falsch machen.